Der Jubilar

Ein ältrer Herr von fünfundsiebzig
Mit dichtem Haupthaar, weiß gesträhnt
Und hohem Körperbau begibt sich
In eine Diskothek und gähnt:

„Schaut sie nur an, die greisen Knaben,
Die Maiden, jetzt schon obsolet!
Wenn die erst ihre Rente haben,
Dann ist doch alles schon zu spät.

Was nützt die Kraft in all den Hosen,
Was nützt die Strammheit der Figur,
Wenn in den Hirnen schon Sklerosen
Erblühn, trotz Jugendpolitur!

Dagegen ist mein Kopf beweglich,
Die grauen Zellen sind mobil.
Denn ich behandelte ihn pfleglich,
Ich lernte und erfuhr sehr viel.

Man mag uns zählen zu den Greisen
Solang man´s cerebral nicht hohl hat!“—
Den ältren Herrn, den wolln wir preisen
Mit einem jubelnd lauten: Sto lat!!!



Lied von der Unersetzlichkeit Josef Kittelmanns
(nach Brecht/Weil)
 
1
Der Mensch lebt von Musik
Der Rest reicht ihm nicht aus
Versuch es nur mit jedem Trick
Das Leben wär ein Graus
       Ach für diese Schule
       War der Josef fast zu gut
       Doch trotz manch Gebuhle
       Nahm er nie den Hut!

2
Ja, Josef Kittelmann
Er sahs als seine Pflicht
Verwirklichte den großen Plan
In Rixdorf wurde Licht
    Denn für unsre Schule
    War der Josef ein Juwel
    Aus akult´rellem Pfuhle
    Strahlt Neukölln nun hell!

3
Mit den Alpaka-Ohrn
Und Ponchos aus Peru –
So wurden Soirees geborn
Begeistrung wuchs im Nu
      Bald war diese Schule
      Mekka aller Arten von Musik
      Vorher kulturelle Kuhle
       Heute Gipfelblick!

4
Du hast die Schul geprägt
Mit Instrument und Charme
Du gehst? Wir fühln uns abgelegt
Und irgendwie ganz arm
        Aber den Pensionären
        Schwillt ja noch die Schaffenslust
        Schweben in freieren Sphären       
        Ohne das DU MUSST!